Vom Fußgänger zum UL - Pilot
Ein Erfahrungsbericht von Benny
Silvester! Wieder viele gute Vorsätze und den Willen sein Leben
grundsätzlich zu verändern und zu verbessern. Weniger Alkohol,
mehr Sport und sich selbst weniger belügen und betrügen. Doch
nach wenigen Wochen ist davon meist wenig übrig und der alte
Trott hat einen wieder eingeholt. Das dürfte vielen bekannt
vorkommen. Doch was ist mit den Vorsätzen und Träumen die seit
der Kindheit im Kopf umherschwirren? Haben wir nicht alle
irgendwelche Träume die so unerreichbar erscheinen, oder aus
welchem Grund auch immer bisher nicht real wurden?
Nun, der Traum vom Fliegen ist glaube ich ein, seit
Menschengedenken, vorhandener Wunsch. Wer hat denn nicht
schon mal einen Traum gehabt, in dem er plötzlich fliegen konnte.
Seit meiner Kindheit faszinierten mich Fluggeräte, hauptsächlich die
die einen Propeller oder ein Triebwerk besaßen.
Letztlich dauerte es viele weitere Jahre bis ich durch einen neuen Kollegen bei der
Arbeit durch Zufall erfuhr, dass er in einem Verein in meiner Nähe fliegt ... unter anderem auch Ultraleicht Flugzeuge.
Es hat wenige Tage gedauert, da saßen wir zusammen in der Vereinsmaschine des FSV Kirn e.V. und hoben ab in die Lüfte.
Ich war bereits 42 Jahre alt und spürte, dass es nun an der Zeit ist sich endlich diesen Traum zu erfüllen. Wir landeten
und ich unterschrieb den Ausbildungsvertrag. Bäm!
Die erste Flugstunde!
Wenige Tage später: Die erste Flugstunde. Die Überschrift müsste lauten: Überforderung durch Reizüberflutung!
Klar war ich nervös, aber mein Fluglehrer war die Ruhe selbst. Nachdem wir den Fliegercheck zusammen gemacht hatten, wurden mir die ersten wichtigen Dinge erklärt. Irgendwann war es dann soweit. Ich durfte Gas geben und kurz danach hob die Maschine mit Hilfe des Lehrers ab und steigt mit meinen zitternden Knien Meter um Meter. Dieses Gefühl zu fliegen - es lässt sich kaum in Wortefassen.
Trotz Nervosität und auch etwas Angst, hatte ich das Grinsen im Gesicht. Ich lernte zunächst die Basics: Kurven, Höhe
halten. Gas geben und rausnehmen. Nach gefühlten 10 aber realen 60 Minuten war die erste Stunde dann schon vorbei und wir landeten das Flugzeug auf dem Vereinsplatz. Ok, ich hätte weder landen noch den Platz finden können. Mit nassem T-Shirt, aber überglücklich stieg ich aus der Maschine. Was ein Erlebnis.
Doch mit jeder Stunde wurde das T-Shirt trockener. Platzrunden, Landeanflüge, sinken, steigen, navigieren und funken
lernte ich Zug um Zug. Auch die Theorie war immer dabei. Viele Dinge erschlossen sich nach und nach. Vieles wurde plötzlich zur Normalität. Jedoch gab es auch
Tage bei denen ich dachte, ok das war heute nix! Diese Wahrnehmung ist wohl Teil der Reflektion und wichtiger
Teil des Lernens. Ich sage es wie es ist. Die ersten Stunden fragt man sich schon, ob man das alles lernen kann.
Aber dann, plötzlich: platzt ein knoten nach dem anderen. Man fängt an es immer mehr und mehr zu genießen.
Doch was dann eines Tages auf mich zu kam, werde ich mein Leben wohl nicht mehr vergessen.
Die A - Prüfung
Es war ein schöner Sommertag. Wenig Wind und wenig Wolken.
Perfekt um eine Stunde zu nehmen. Der Cheffluglehrer erklärte sich bereit mit mir zu fliegen, fragte mich aber vorher seltsame Dinge. Was ich so gemacht habe heute, und wie ich mich so fühle, hmm ok, ich hab mir sonst aber nichts weiter gedacht.
Wir flogen wie immer mehrere Platzrunden, die Aufgabe war so fliegen, als wäre er nicht dabei. Okay, war mittlerweile
kein Problem mehr, der Lehrer als Backup war ja dabei. Nach 3 Landungen und 3 mal Lob dafür, zitierte mein Cheffluglehrer einen weiteren Fluglehrer zum Flieger um mit mir ebenfalls zu fliegen! Hä? Wozu das? Nun er wollte ebenfalls drei Landungen sehen die ich wohl gut genug gemacht habe musste. Denn dann kam das wovor ist ehrlich gesagt immer Bammel hatte.
Traust du dich heute alleine zu FLIEGEN!
Die Worte hab ich heute noch im Ohr. Und jetzt kommt das Unfassbare. Ich grinste, der Puls stieg augenblicklich und ich hörte
mich ohne darüber weiter nachzudenken, sagen: Ja, das schaffe ich! Der Lehrer stieg aus, ein Letzter Blick: Alles Gute, du schaffst das!
Kein Zurück mehr!
Nun saß ich im Flieger, ein Gefühlsmix aus euphorisch, nervös, selbstsicher und glücklich!
Es ist schwer zu beschreiben was da in einem vor geht. Aber die Lehrer haben sich dazu entschieden mich selbst
fliegen zu lassen. Kurz sammeln. Das abrufen was man gelernt hat. Dann arbeite ich die Checkliste ab, wie immer, starte den
Motor und rolle zur Piste 14 in Kirn. Kurzer Funkspruch, ich rolle auf,
sehe dabei dass der ganze Verein anwesend ist und zusieht.
Die Piste, die Zuschauer, sie rauschen an mir vorbei, ich bin jetzt
selbst verantwortlich, Geschwindigkeit zum Abheben erreicht, ich
ziehe leicht am Höhenruder und die Maschine hebt ab. Mein Herz
klopft vor Freude. Den Tag werde ichnie vergessen!!!
Der Weg zur Prüfung
Was danach folgt ist quasi ein Selbstläufer. Man lernt und
wiederholt Flugmanöver, schult weiter die Navigation, macht
Streckenflüge und erkundet weiter die Umgebung und lernt dabei immer wieder Neues dazu.
Alleinflüge mit Flugauftrag sind dabei immer wieder ein Highlight und etwas ganz Besonderes.
Es kam der Tag der am Ende kommen musste. Man fühlt sich sicher, fliegen
ist in Fleisch und Blut übergegangen und das Selbstvertrauen scheint auch dem Fluglehrern nicht entgangen zu sein.
So kam es, dass man mich zur Prüfung angemeldet hat. „Morgen um acht Uhr“, teilte mir der Prüfer am Telefon mit, „fliegen wir von Bad Sobernheim nach Bad Dürkheim“. Puh, den Rest des Abends habe ich mit Flugvorbereitung verbracht,
denn die gehört ja ebenfalls zur Prüfung.
Man schläft vor Prüfungen meist nicht so gut. Zumindest geht es
mir so. 05:00 Uhr: Ich bin früh dran und ziehe den Flieger aus der Halle. Tanken, Vorflugkontrolle, Wetter nochmal
gecheckt, Notam's gelesen. Flugvorbereitung durchgegangen.
07:30 Uhr: Zunächst fliege ich zum benachbarten Flugplatz Bad-Sobernheim, noch mit Flugauftrag von meinem Fluglehrer.
Der Prüfer wartet bereits auf seinen jetzt doch etwas nervösen Prüfling. Wir gingen zusammen die Flugvorbereitung durch und seltsam, die Nervosität war plötzlich weg. Mein Prüfer hat mir noch einiges erklärt und ein paar Tipps gegeben. Danach ging’s zum Flieger. Der Start verlief problemlos und ich nahm Kurs auf Bad Dürkheim. Während dem Flug folgten noch eine Ziellande-Übung mit simuliertem „Motorausfall“, „Power on Stall“ und schon ging es auch zurück zum Ausgangsflugplatz.
Ob ich bestanden hatte?
Herzlichen Glückwunsch! Du hast bestanden!
Es war vollbracht! Was ein Gefühl! Der Rückflug auf den
Heimatplatz, es war einfach nur toll! Dort warteten schon zahlreich die Vereinskameraden, die mich gratulierend in Empfang nahmen.
Auch dieser Tag hat sich in meinem Gedächtnis für immer eingebrannt.
Das Fliegen lernen über den Verein, anstatt über eine Flugschule,
war für mich im Nachhinein betrachtet, genau das Richtige.
Beim Flugsportverein in Kirn lernst du nicht nur das
Fliegen, sondern bist du auch nach dem Scheinerhalt gut
aufgehoben. So manche Gespräche und gesammelte Erfahrungen
der Vereinskameraden haben mir oft in vielen Situationen weitergeholfen.
Ich würde mich jederzeit wieder für den Flugsportverein in
Kirn entscheiden!